Nach einem superschönen Oktober mit einem langen Inselhüpfurlaub habe ich meine Färbetöpfe noch einmal angefeuert. Auf einem herbstlichen Waldspaziergang fanden wir leider kaum noch essbare Pilze, dafür eine Menge Färbepilze wie den
blutblättrigen Hautkopf.
Schon im letzten Jahr konnte ich ein Färbexperiment starten und war begeistert. Leider war das Sammeln bisher doch recht mühsam. Nicht so in diesem Jahr. Die Hautköpfe waren recht groß und standen auch nicht so vereinzelt. Trotzdem habe ich doch mit Bedacht gesammelt, damit ich im nächsten Jahr ebenfalls diese lohnende Färbung köcheln kann.
Drei Züge und eine Übernachtung in der Färbflotte ergaben verschiedene Rot- bis OrangeTöne , viel ergiebiger als im letzten Jahr ...
... und je nach Lichteinfall leuchten die Farben anders,. Genau das macht ja wieder den Scharm der Pflanzenfarben aus. freu ...
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" Cochenille- Experiment" gab es Anfragen, ob es nötig wäre die Läuse zum Färben zu nehmen, es wären ja Tiere, welche getötet werden.
Nun ich denke wir Pflanzenfärberinnen gehen sehr bewusst mit unserer Umwelt um, sammeln behutsam und mit Bedacht unsere Färbdrogen. Natürlich sind Cochenille kleine Lebewesen, aber mal ganz ehrlich, würde uns Salat aus dem Garten mit Schnecken und Blattläusen schmecken. Mir jedenfalls nicht. Ich war bei Betty im Frühjahr zu Besuch und ich hatte nicht den Eindruck, das sie die Läuse aus Profitgier tötet. Es ist auf dieser Insel Tradition, mit Cochenille zu färben. Betty hat sich ebenfalls Gedanken gemacht und mir folgende Zeilen geschrieben:
Hallo liebe Kerstin,
die letzten Wochen habe ich auch viel an dich gedacht, kein Wunder, du warst ja auch beim Färben mit der Grana Cochenilla. Vielen Dank für deine Mühe und den schönen Ergebnissen.
Hier noch eine Anmerkung zu den Läusen:
Abertausende Insekten und Läuse werden täglich vergiftet, vergast, mit Chemikalien versucht in den Griff zu bekommen, damit wir die Ergebnisse im Supermarkt kaufen können. Auch der Kleingärtner greift zu, mit den Fingern oder mit milder Seifenlauge oder sogar mit einer chemischen keule- nach vergeblicher Mühe der Plage Herr zu werden.
Ich sehe die Opuntien auf dem Campus in der trockenen Sommerhitze vor Afrika, wie sie dem Wasssermangel und den Läusen erliegen. Vor vielen Jahren, die alten Palmeros erzählen mir von den alten Zeiten, wo viele Pesetas für das Sammeln bezahlt wurde- aufgewogen mit Gold- sammelten hier viele Leute.
Aufmerksam bewege ich mich im Campo, sammle die Läuse ein und reinige die Opunien, welche dankbar dafür aufatmen. Tunera Früchte sind sehr gut zur Krebsvorbeugung.
Auf die Frage hin, ob ich denn eine Laus sein möchte:
... wenn ich bei mir gerntet, gesäubert, gesiebt, und getrocknet, gemorst, befärbt und dann in einer wunderschönen Farbe transformiert im Regenbogen wirken darf ...
Origenes (ca.185- 253 n. Chr.)
"Verstehe, dass du innerhalb deiner selbst herden der Ochsen... Herden der Schafe und Herden der Ziegen hast...
Verstehe, dass in dir auch die Vögel des Himmels sind. Und wundere dich nicht, dass wir sagen, dieses sei in dir;
verstehe dass Du auch eine zweite kleine Welt bist und das in dir Sonne, Mond und Sterne sind."
Vielen Dank Betty für diese Zeilen.
... und Vorsicht vor E 120, denn noch heute finden die Farbstoffe unter diesem Kürzel ihren Einsatz in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Welche Mengen da verarbeitet werden und wie diese gewonnen werden, möchte ich mir dann auch nicht vorstellen.
Ich finde es gut, wenn auch einmal solche Fragen aufgeworfen werden, unterschiedliche Meinungen verrtreten werden und danke euch für eure Kommentare.
Nun geht es aber wieder in die Färbeküche, denn es warten noch ein paar Experimente in den Töpfen.
Liebe sonnige Inselgrüße auch auf die Insel La Palma
Eure Sheepy