Freitag, 14. Juli 2017

Blau färben mit Färberwaid ...



Färberwaid und Essig

.. und  nur mit Essig??? Auf der Suche nach Färberezepten mit Färberwaid, unkompliziert und mit weniger Chemie stieß ich auf diese >>> Seite. Das musste ich auch probieren. Blau färben ohne Küpe und Fermentation - sollte es wirklich einfacher gehen? 

Da ich in diesem Jahr wirklich reichlich Färberwaid habe, schnitt ich einen halben Eimer voll und zerkleinerte die Blätter. Darüber goss ich kaltes Wasser mit einem Schuss Essig.  Noch einmal alles durchgeknetet - wie man an den Handschuhen sieht - es färbt.  So legte ich eine Wolleprobe und ein Minituch Seide rein. Beides verblaute an der Luft zu einem hellem Blau mit leichtem Grünstich, wobei die zweite Wollprobe eindeutig noch mehr grünstichig war. Es funktioniert also, auch wenn es nicht dieses schöne gewohnte Waid-Blau wie im nächsten Experiment ergab.

Mit  Waid färbe ich sehr gern, ist es doch eine billige Alternative zu dem doch recht teuren Indigo.
Bei Karin Tegler erlernte  ich 2009 das Färben mit Waid und die Extraktion von Waidindigo nach David Hill, das "Blaumachen" überhaupt.  Da kam noch Ammoniak und Hydrosulfit zum Einsatz. Heute weiß ich, dass man diese Chemikalien nicht extra kaufen muss, denn mit Soda und Entfärber, fast in jedem Haushalt zu finden, funktioniert eine Küpe mit ein bisschen Übung und Erfahrung genauso prima.

 Wieder schnitt ich Waidblätter, übergoß diese mit kochendem Wasser. 

... mit Soda wird der ph Wert auf 9 - 10 eingestellt und der abgeseihten  Flüssigkeit ordentlich Sauerstoff zugeführt. Auf die stattfindenden Prozesse und chemischen Abläufen gehe ich hier nicht weiter ein, findet man doch reichlich Erklärungen dazu in Kursen und im www ...

... mit Entfärber wird nun der Sauerstoff entzogen und es bildet sich nach einiger Zeit eine metallisch glänzende  Blume - ein sicheres Zeichen für eine funktionierende Küpe

... nun  kann auch gefärbt werden... und wie ein Wunder;O) - schon beim Herausholen "verblaut" das Färbegut.

verschiedene Proben - Seidentuch, Perlgarn, Wolle und eine Überfärbung von Gelb

Es waren zwar nur kleine Proben, aber ich hätte nicht gedacht, dass der Waid in diesem Jahr so viel Kraft hat, denn eigentlich fehlt es in diesem Sommer an Wärme und Sonne. Oft liest man auch, dass man nur die einjährigen Blätter der Waidpflanze verwenden sollte. 

Allerdings sind mir Blaufärbungen auch schon mit zweijährigen Pflanzen vor der Blüte gelungen. Sogar in den frischen Samen scheint die Kraft von Waid-Blau zu stecken, wie ich bei einem Ecoprint beobachten konnte.

Perfekt zum Färber-Waid Post sind gestern Abend Socken mit handgesponnener und mit Waid gefärbter Wolle  aus dem Vorjahr von den Nadeln gehüpft. 
Soll ja keiner denken, ich stecke nur in den Färbetöpfen ;O)))))

Bis zum nächsten Färbe-Abenteuer wünsche ich euch erstmal einen guten Start ins Wochenende und genießt die freien Tage
Liebe Inselgrüße
Kerstin